Als Vater (und natürlich auch als Mutter) werden wir mit so vielen Dingen konfrontiert, die wir so nur sehr viel später oder gar nicht erleben würden. Kinder sind nicht nur eine Herausforderung, sondern auch unsere besten Lehrmeister.
Unsere Vergangenheit und uns selbst besser verstehen
Was wir von unseren Kindern lernen können, beginnt oft damit, dass sie uns an unsere eigene Vergangenheit erinnern. Unsere Erfahrungen als Kind, die uns zu dem gemacht haben, wer wir heute sind, kommen in vielen Momenten wieder hoch.
Was für eine Vatererfahrung habe ich gemacht? Was möchte ich davon an mein Kind weitergeben? Was will ich unbedingt ändern? Was hat mir in meiner Kindheit gefehlt, das ich jetzt stärker beachten möchte? Wie ist meine Mutter mit mir umgegangen? Wie habe ich sie in ihrer Elternbeziehung erlebt?
Kinder bringen uns dazu, diese Fragen zu stellen – bewusst oder unbewusst. Sie fordern uns auf, zu reflektieren, was wir ihnen mitgeben, wie wir mit ihnen kommunizieren und was wir von uns selbst zeigen oder erwarten.
Alle Anteile in uns ernst nehmen lernen
Eines der wichtigsten Dinge, die wir von unseren Kindern lernen können, ist der Umgang mit unseren „dunklen Seiten“. Kinder spiegeln uns oft direkt, manchmal so heftig, dass wir erschrocken oder sogar schockiert über uns selbst sind.
Wenn wir diese Seiten nicht ernst nehmen, sie (unbewusst) vielleicht erniedrigen oder (emotional) verletzen, spüren wir oft, wie sich das anfühlt – oder wie es sich bei uns als Kind angefühlt hat. Kinder geben uns die Chance, innezuhalten, uns selbst zu reflektieren und Dinge bewusst anders zu machen.
Neue Belastungsgrenzen fordern neue Achtsamkeit
Unsere Belastungsgrenzen werden durch Kinder oft neu definiert. Sie zeigen uns, wie viel wir wirklich leisten können – und auch, wie wichtig es ist, achtsam mit unseren Kräften umzugehen.
Die starken Veränderungen, die ein Kind mit sich bringt – neue Rollen, neue Kommunikationsformen und wenig Schlaf – stellen uns vor Herausforderungen. Was wir von Kindern lernen können, ist nicht nur, unsere Belastbarkeit zu steigern, sondern auch, mit Frust, Erschöpfung und Wut besser umzugehen.
Kinder lehren uns, Beziehungen neu zu gestalten
Unsere Kinder beeinflussen auch unsere Beziehungen – insbesondere zu unseren eigenen Eltern oder Schwiegereltern. Was wir von ihnen lernen können, ist die Fähigkeit, neue Grenzen zu setzen und alte Beziehungsmuster zu hinterfragen.
Kinder geben uns den Mut, Klarheit zu schaffen: Was tut uns gut, und was belastet uns? Diese Reflexion ermöglicht es uns, Beziehungen bewusster zu gestalten und vielleicht sogar auf einer neuen Basis wieder zueinander zu finden.
Den Sinn des Lebens durch Kinder neu entdecken
Was wir von Kindern lernen können, geht oft tiefer, als wir denken. Viele stellen sich erst nach der Geburt ihres Kindes die Frage nach dem Sinn des Lebens:
- Wie wichtig ist mir die Zeit mit meinen Kindern?
- Kann und will ich meine berufliche Entwicklung hinten anstellen?
- Macht das, was ich tue, wirklich Sinn?
- Was soll einmal sein, wenn die Kinder aus dem Haus sind?
- Muss ich vielleicht etwas ändern?
All die Dinge, und da gibt es wahrscheinlich noch viel mehr, kann man auf sich zukommen lassen und dann von eigener Grübelei oder äußeren Umständen entscheiden lassen. Oder ich nehme mir einige dieser Fragen bewußt zu Herzen, tausche mich mit meiner Partnerin, einem Freund oder unter anderen Vätern darüber aus. Oft kann auch eine professionelle Begleitung hilfreich sein. Es lohnt sich, die Zeit mit den Kindern als die wohl wichtigste Entwicklungszeit als Erwachsener zu nutzen!