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Warum Strafen und Drohen verheerend für Kinder sind

Manchmal rutscht es einfach raus. „Wenn du jetzt nicht aufhörst, dann gibt es heute Abend kein Fernsehen!“ Oder: „Wenn du dich nicht benimmst, kannst du die Geburtstagsfeier vergessen!“ Wir drohen, wir strafen, oft ohne es zu wollen. Nicht, weil wir böse sind, sondern weil uns die Situation entgleitet. Weil wir nicht mehr weiterwissen. Weil wir müde sind und uns hilflos fühlen.

Doch was passiert in dem Moment, in dem wir drohen? Was löst eine Strafe in einem Kind wirklich aus? Für uns mag es sich anfühlen wie ein Weg, um wieder Kontrolle zu gewinnen, doch für unser Kind bedeutet es etwas ganz anderes.

Strafen als Machtdemonstration

Kinder sind von Natur aus auf Verbindung und Kooperation mit uns ausgerichtet. Sie wollen sich sicher fühlen, gesehen werden und dazugehören. Wenn sie sich verweigern, ungehorsam erscheinen oder in Konfrontation gehen, dann nicht, weil sie uns absichtlich ärgern wollen. Sondern weil ein Bedürfnis in ihnen unerfüllt bleibt. Weil sie Müdigkeit, Ängste oder Frust nicht in Worte fassen können. Wenn wir dann strafen oder drohen, lernen sie nicht, ihre Gefühle besser zu regulieren oder mit Konflikten umzugehen. Sie lernen etwas anderes: Dass sie nur gut sind, wenn sie sich anpassen. Dass sie nicht ernst genommen werden. Dass Macht entscheidet.

In der Forschung ist längst bekannt, dass Strafen nicht zur Verhaltensänderung führen, zumindest nicht nachhaltig. Kinder, die durch Strafen erzogen werden, zeigen zwar kurzfristig Anpassung, doch auf lange Sicht steigt die Wahrscheinlichkeit für „Trotz“, heimliches Fehlverhalten oder sogar Angst vor den Eltern. Sie lernen nicht, sich aus eigener Einsicht heraus sozial und kooperativ zu verhalten, sondern aus Angst vor Konsequenzen.

Was Strafen mit Kindern macht

Ein Kind, das immer wieder bestraft wird, verinnerlicht irgendwann die Botschaft: „Ich bin nur liebenswert, wenn ich mich richtig verhalte.“ Dabei verlieren Kinder das Gefühl für ihre eigenen Bedürfnisse, weil sie sich darauf konzentrieren, wie sie sein müssen, um Anerkennung zu bekommen. Das Gefühl der eigenen Selbstwirksamkeit leidet, und mit ihm das Selbstbewusstsein.

Besonders heikel wird es, wenn Strafen mit Liebesentzug verknüpft werden. „Ich bin so enttäuscht von dir!“, „Jetzt hab ich keine Lust mehr, mit dir zu spielen!“ – Botschaften wie diese treffen Kinder tief. Sie brauchen das Gefühl, bedingungslos angenommen zu werden, auch wenn sie Fehler machen.

Drohungen als emotionale Erpressung

Drohungen funktionieren – kurzfristig. Das Kind bekommt Angst, dass etwas Angenehmes wegfällt, oder dass Mama oder Papa wütend werden. Also gehorcht es. Doch dabei lernt es nicht, warum sein Verhalten problematisch war. Es lernt nur, dass Macht gewinnt. Dass die Größeren entscheiden. Dass es klüger ist, Dinge heimlich zu tun, statt sich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Es gibt viele Kinder, die in einem ständigen Zustand von „Was muss ich tun, um nicht ärger zu bekommen?“ leben. Sie lernen zu funktionieren, aber nicht, sich selbst zu regulieren oder empathisch zu handeln.

Unsere eigene Hilflosigkeit als Eltern

Warum greifen wir zu Strafen und Drohungen? Weil wir oft nicht wissen, was wir sonst tun sollen. Wir selbst sind in einer Welt aufgewachsen, in der Strafen normal waren. Uns wurden Konsequenzen angedroht, wir mussten funktionieren. Und vielleicht haben wir es auch als „nicht so schlimm“ abgespeichert. Aber wenn wir genau hinsehen: Wie hat es sich wirklich angefühlt? Hat es uns stark gemacht? Hat es uns gelehrt, mit schwierigen Situationen umzugehen? Oder hat es uns eher gelehrt, uns anzupassen und Fehler zu vermeiden?

Elternsein bedeutet nicht, perfekt zu sein. Es bedeutet, alte Muster zu erkennen und den Mut zu haben, es anders zu machen. Das bedeutet nicht, dass Kinder immer alles dürfen. Aber es bedeutet, dass wir Konflikte auf Augenhöhe lösen, ohne Machtspiele.

Was hilft, statt zu strafen?

Es geht darum, Grenzen liebevoll zu setzen, ohne Angst zu erzeugen. Ein Kind muss nicht bestraft werden, um zu verstehen, dass es nicht hauen darf. Es muss lernen, was es stattdessen tun kann, wenn es wütend ist. Es muss lernen, dass seine Gefühle okay sind, auch wenn nicht jedes Verhalten akzeptabel ist.

Wenn Kinder sich „daneben benehmen“, steckt oft ein unerfülltes Bedürfnis dahinter: Vielleicht brauchen sie mehr Sicherheit, mehr Klarheit, mehr Verbindung. Wenn wir die Wurzel des Problems erkennen, können wir die Situation so begleiten, dass Kinder daraus wirklich lernen.

Es hilft, ruhig zu bleiben. Das Kind anzusehen, ihm zu zeigen, dass wir es verstehen. Worte zu finden wie: „Ich sehe, dass du gerade wütend bist. Was ist passiert?“ oder „Ich weiß, du willst das unbedingt. Ich verstehe dich. Und trotzdem bleibt es heute dabei.“ Kinder brauchen diese Klarheit, aber ohne Drohung.

Ein neues Verhältnis zu Grenzen und Autorität

Kinder brauchen liebevolle Führung. Sie brauchen keine Machtdemonstrationen und Kampf mit uns. Sie brauchen Eltern, die klar sind, aber nicht einschüchternd. Die auf Regeln bestehen, aber ohne Strafen. Die im Zweifel auch Regeln ignorieren, wenn sie merken, dass ihre Kinder gerade etwas anderes brauchen. Die ihre eigenen Emotionen regulieren, anstatt aus Überforderung zu drohen.

Das ist nicht immer einfach. Es bedeutet, selbst an unseren Emotionen zu arbeiten, unser Verhalten besser zu verstehen. Zu lernen, wie wir ruhig bleiben, wenn wir am liebsten explodieren würden. Aber es lohnt sich. Weil unsere Kinder nicht nur lernen, was sie tun sollen, sondern weil sie lernen, wer sie sind.

Fazit: Ein neuer Blick auf Erziehung

Strafen und Drohen sind kurzfristige Lösungen mit langfristigen Folgen. Sie zerstören Vertrauen und hinterlassen Spuren in der Seele eines Kindes. Doch wenn wir es schaffen, neue Wege zu gehen – mit Klarheit, aber ohne Angst – dann geben wir unseren Kindern etwas mit, das wertvoller ist als Gehorsam: Die Fähigkeit, sich selbst zu führen, ihrer Wahrnehmung zu trauen, Konflikte zu lösen und aus echtem Verständnis heraus zu handeln.

Carsten Vonnoh begleitet Eltern dabei, neue Wege in der Erziehung zu finden. In der Vaterherz® Academy gibt es Impulse und Austausch für eine Erziehung mit Klarheit und echter Verbindung.

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Carsten Vonnoh

Vätercoach, Familientherapeut und Gründer von Vaterherz®

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