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Motivation bei Kindern: Zwischen innerem Antrieb und elterlicher Führung

Es gibt diese Momente, in denen wir unser Kind beobachten und staunen: Mit welcher Hingabe es spielt, sich vertieft, begeistert Neues lernt. Doch dann gibt es die anderen Momente. Wenn alles zu viel scheint. Wenn das Anziehen zur endlosen Diskussion wird. Wenn die Hausaufgaben verweigert werden. Wenn unser Kind scheinbar nichts tun will und wir nicht wissen, wie wir es motivieren können, ohne Druck oder Zwang.

Motivation bei Kindern ist eines der zentralen Themen in der Erziehung, weil sie so oft missverstanden wird. Wir glauben, Kinder müssten einfach „motiviert“ werden, dann würde alles leichter laufen. Doch Motivation ist kein Knopf, den wir drücken können. Sie ist kein mechanischer Prozess, sondern ein tief verwurzeltes Bedürfnis. Und wenn wir verstehen, wie Motivation wirklich funktioniert, dann verändert sich unser Blick auf unsere Kinder und auf uns selbst.

Was Kinder wirklich antreibt

Kinder kommen mit einer natürlichen Motivation auf die Welt. Kein Baby muss dazu ermutigt werden, das Krabbeln zu lernen, kein Kleinkind braucht Belohnungen, um die ersten Worte zu sprechen. Die innere Neugier, der Wunsch zu wachsen, zu verstehen und sich zu entwickeln, ist tief in uns verankert. Doch im Laufe der Zeit passiert etwas. Erwartungen werden lauter. Pflichten treten in den Vordergrund. Das, was früher intrinsische Freude war, wird plötzlich zur Aufgabe. Und mit den Aufgaben kommt oft der Widerstand.

Motivation ist nicht etwas, das wir von außen zuführen können. Sie entsteht von innen, wenn Kinder das Gefühl haben, dass sie Einfluss auf ihr Tun haben. Wenn sie Selbstwirksamkeit erleben. Wenn sie das, was sie tun, als sinnvoll empfinden. Doch genau hier setzen viele traditionelle Motivationsmethoden an einem falschen Punkt an.

Belohnung und Bestrafung: Warum extrinsische Motivation nicht funktioniert

„Wenn du deine Hausaufgaben machst, bekommst du danach eine extra Bildschirmzeit.“ „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann gibt es kein Eis.“ Solche Sätze sind im Alltag normal – und sie funktionieren kurzfristig. Doch langfristig passiert etwas anderes: Das Kind lernt nicht, eine eigene Motivation zu entwickeln, sondern es wird trainiert, auf Belohnung oder Strafe zu reagieren.

Forschung zeigt, dass extrinsische Motivation (also Belohnungen oder Bestrafungen) die intrinsische Motivation zerstören kann. Kinder, die für etwas belohnt werden, was sie eigentlich gern tun, verlieren oft das natürliche Interesse daran. Das bedeutet: Wenn ein Kind lernt, dass es nur Hausaufgaben macht, um eine Belohnung zu bekommen, wird es nicht aus echtem Interesse lernen, sondern nur, weil es den Anreiz nicht verpassen will. Und sobald der Anreiz fehlt, fehlt auch die Motivation.

Motivation durch Beziehung und Selbstwirksamkeit

Kinder sind dann motiviert, wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas bewirken können. Dass das, was sie tun, eine Bedeutung hat. Dass sie selbst entscheiden dürfen. Und dass sie in einem Umfeld aufwachsen, in dem Fehler nicht bestraft, sondern als Teil des Lernens gesehen werden.

Eltern können dieses Gefühl fördern, indem sie:

  • Kindern Entscheidungsspielräume geben: „Möchtest du erst Mathe oder erst Deutsch machen?“ „Möchtest du deine Jacke jetzt anziehen oder in drei Minuten?“
  • Ihre Anstrengung statt das Ergebnis loben: „Ich habe gesehen, wie viel Geduld du dabei hattest. Das war toll!“
  • Kinder in sinnvolle Prozesse einbeziehen: „Was brauchen wir, um diesen Nachmittag schön zu gestalten? Was fällt dir ein?“

Motivation entsteht dort, wo Kinder nicht das Gefühl haben, gedrängt oder kontrolliert zu werden, sondern wo sie sich als kompetent erleben.

Der Druck unserer Gesellschaft

Wir leben in einer Welt, in der es oft darum geht, Leistung zu bringen. Schon in der Schule wird Kindern vermittelt, dass sie gut sein müssen, dass sie „mithalten“ müssen. Eltern stehen oft unter dem Druck, ihre Kinder zu „motivieren“, weil sie Angst haben, dass sie sonst nicht mithalten können. Doch wahre Motivation entsteht nicht durch Druck, sondern durch Begeisterung.

Das bedeutet nicht, dass Kinder keine Grenzen oder Aufgaben brauchen. Aber es bedeutet, dass sie in einem Rahmen aufwachsen sollten, in dem Lernen als natürlicher Prozess gesehen wird – nicht als etwas, das man nur tut, um belohnt oder nicht bestraft zu werden.

Was tun, wenn die Motivation fehlt?

Manchmal fehlt sie einfach. Das ist normal. Kinder sind keine Maschinen, die immer funktionieren. Manchmal ist das, was wir als „fehlende Motivation“ interpretieren, eigentlich etwas anderes: Erschöpfung, Unsicherheit, Ängste. Anstatt zu fragen: „Warum bist du nicht motiviert?“, kann es hilfreicher sein zu fragen: „Was brauchst du gerade?“ Vielleicht ist es Ruhe. Vielleicht ist es Unterstützung. Vielleicht ist es das Gefühl, ernst genommen zu werden.

Motivation entsteht in einer Umgebung, in der Kinder sich gesehen fühlen. Wo sie erleben, dass ihr Tun Bedeutung hat. Und wo sie nicht aus Angst vor Konsequenzen handeln, sondern aus dem Wunsch heraus, zu wachsen.

Fazit: Motivation ist Beziehung

Kinder sind von Natur aus neugierig, entdeckungsfreudig, voller Energie. Unsere Aufgabe als Eltern ist es nicht, sie zu „motivieren“, sondern ihnen die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen ihre innere Motivation erhalten bleibt. Das gelingt nicht durch Belohnung oder Druck, sondern durch Verbindung, durch Verstehen, durch echte Beteiligung.

Ein Kind, das spürt, dass sein Tun einen Wert hat, wird sich nicht fragen, ob es motiviert ist. Es wird einfach tun. Aus Freude. Aus echtem Interesse. Weil es sich selbst als kompetent erlebt. Und das ist die wertvollste Motivation, die es gibt.

Carsten Vonnoh begleitet Eltern dabei, Motivation als natürlichen Prozess zu verstehen. In der Vaterherz® Academy findest du Austausch und Impulse, um dein Kind in seinem natürlichen Lern- und Entfaltungsprozess zu unterstützen.

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Carsten Vonnoh

Vätercoach, Familientherapeut und Gründer von Vaterherz®

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