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Zehn tolle Ideen, um die Trennungssituation für unsere Kinder zur Hölle zu machen

Eine Sammlung von total fundierten und erfolgreichen Empfehlungen
Von Carsten Vonnoh
 

1. Nutzt jede Gelegenheit, dem anderen Vorwürfe zu machen & alle Unzulänglichkeiten zu betonen! Macht dem anderen Elternteil immer wieder klar, wie schuldig er/sie an allem ist! Das schafft den Boden für eine hervorragende Beziehung als Eltern für euer Kind! Besonders hilfreich ist es dabei, RICHTIG alte Themen wieder hervorzuholen, die wirklich GAR NICHTS mit der aktuellen Situation zu tun haben. Damit kann man dann mit der vollen Wucht der alten Verletzungen so richtig schön austeilen! Und auch das Kind merkt, wie sehr man sich engagiert!

2. Ballert die ganze Woche voll mit Programm und total wichtigen Dingen, die ihr UNBEDINGT machen MÜSST (oder wenigstens solltet). Hilfreich für die kindliche Entwicklung scheint zu sein, die Zeit wo es sich wirklich öffnen und eine Beziehung zu Dir aufbauen kann, möglichst gering zu halten. Sinnvoll ist es hier, möglichst viele technische Hilfsmittel wie Konsolen, Pads, TV, usw. verfügbar zu machen, damit dem Kind nicht abverlangt wird, selbst kreativ zu werden. SO kann das gar nicht erst zum Problem werden! Gebt dem Kind also so viel Zerstreuung und Ablenkung wie möglich! Schließlich renne ich doch auch den Großteil des Tages jeder möglichen Ablenkung und kurzfristigen Belohnung hinterher. Glück gehabt, wenigstens DAS klappt gut!

3. Macht es genau so, wie eure Eltern das schon gemacht haben, auch wenn manche meinen, dass das KEINEM gut tut. Je nachdem, wie ihr aufgewachsen seid, ist da das Repertoire verschieden. Ihr wisst selbst am besten, was das sein kann: Sind Nörgeln, Anschreien und Ausrasten eure treuen Begleiter der Kindheit gewesen, dann ist es total sinnvoll, das weiterzuführen oder gar noch auszubauen! Beliebt sind auch die ständige Bevormundung des Kindes, das Ignorieren seiner dringlichsten Bedürfnisse und die Besserwisserei darüber, ob jetzt etwas wirklich weh tut oder traurig genug ist, um zu weinen. Sucht euch mindestens 2 dieser Verhaltensweisen heraus und integriert sie so viel wie möglich in euren Alltag und das Kind wird euch ewig dafür dankbar sein!

4. Zeit für mich selbst einplanen? Schwachsinn! Lasst einfach alles auf euch zukommen, dann wird das schon! Hat ja bisher auch super geklappt! Warum wertschätzend und aufmerksam mit mir selbst sein, wenn das alle anderen auch nicht sind? Und Erholung gibt’ doch beim nächsten Urlaub schon wieder! Bis dahin nutze ich die Extra-Schlafenszeit vor dem Fernseher.
 
5. Redet schlecht über das andere Elternteil! So RICHTIG hilfreich, um das Kind zu verwirren und in einen unlösbaren Loyalitätskonflikt zu bringen, ist es, den anderen Elternteil in ein besonders schlechtes Licht zu rücken. Gut ist es hier, viele Male am Tag zu erwähnen, wie schlecht der/die Andere Dich doch behandelt und wie irre/krank/gewalttätig/bösartig oder einfach nur unzuverlässig oder blöd er/sie ist. Auch wenn wir uns das bei uns selbst niemals wünschen würden, ist es bei dem anderen Elternteil ja wohl absolut gerechtfertigt!
 
6. Lasst so richtig die Sau raus, so oft es geht! Wenn wir merken, der andere Elternteil hat uns gerade wieder an einem wunden Punkt erwischt, ganz sicher mit voller Absicht und perfider Strategie, dann ist es hilfreich, so richtig auszurasten und zu zeigen, WIE verwundet wir jetzt sind und wie gut wir austeilen können! Und wenn das Kind dabei ist, NOCH BESSER! Dann bekommt es endlich mal die ganze Ungerechtigkeit mit und merkt, WER alles richtig gemacht hat! 
 
7. Das Kind in wirklich ALLES einbinden! Gerade bei Themen rund um die Trennung ist es doch toll, wenn das Kind alles mitbekommt und sich sein eigenes Bild machen kann! Besonders wenn es noch im Kindergarten ist! Die heftigsten Themen sollte man wenigstens in Hörweite ansprechen, wenn der/die Andere schon darauf besteht, es nicht VOR dem Kind zu tun. Auch ein Kleinkind versteht sicher, worum es tatsächlich geht und es kann die getroffenen Aussagen gut einordnen. Schließlich ist es das von Anfang an so gewohnt! Und wenn es dann noch in die Situation gerät, einen Elternteil als Verursacher, Opfer, Täter, vertrauensunwürdig, schlecht oder verantwortungslos beurteilen zu müssen, tja, dann lernt es wenigstens frühzeitig, wie Schwarz-Weiß und schlecht die Welt ist!
 
8. Die Übergaben so richtig ätzend gestalten und getroffene Absprachen einfach verweigern! Für euer Kind ist es wundervoll, zu erleben, wie die Eltern sich beim Aufeinandertreffen, z.B. bei der Abholung zum Umgang, gegenseitig beschimpfen, beleidigen und mit Vorwürfen überziehen. Um dem angespannten Verhältnis so richtig gerecht zu werden, sollten wir jeglichen Versuch, eine ruhige, sachlich-friedliche Situation zu erzeugen, unterbinden. Am Interesse des Kindes ist der/die Andere eh nicht wirklich interessiert, was soll ich denn da noch für Ruhe in der Situation sorgen? Hauptsache, es läuft und ich kann sagen, was mich ankotzt!
Trennt das Kind von einem Elternteil und/oder benutzt es wenigstens als Waffe!
 
9. Die hohe Kunst, die Situation für unser Kind so richtig unerträglich zu machen, ist es, dem/der Anderen einfach jeglichen Kontakt zu nehmen. Das reduziert die Konflikte, lässt mich in meiner Überforderung wenigstens allein entscheiden und schließlich weiß ICH doch selbst, was das Beste für mein Kind ist. Auch wenn alle Forschung das Gegenteil behauptet, für MEIN Kind bin nur ICH gut genug! Als Zwischenschritt ist es auch hilfreich, in die Privatsphäre des anderen Elternteils einzudringen und den Umgang davon abhängig zu machen, wie ich gerade in Stimmung bin oder wie ich gerade die Sinnhaftigkeit eines Kontaktes einschätze. Und wenn der andere Elternteil nicht spurt, wie ich mir das vorstelle, dann hat er ja wohl eine Strafe verdient. Da merkt mein Kind gleich mal, was es bedeutet, konsequent zu sein!
 
10. Die eigene Verantwortung verweigern und die Schuld bei anderen suchen! Zahlreiche Fachleute gehen davon aus, dass es bei einer Trennung nie nur einen/eine “Schuldige/en” gibt, aber ICH glaube, bei unserer Situation würden sie das anders beurteilen! Bei uns ist völlig klar, wer uns als Familie zerstört hat und wer jetzt Schuld an der aktuellen Situation ist! Neben dem/der Ex natürlich das Jugendamt, das Amtsgericht und/oder der Staat als Ganzes. Völlig klar! Die einzige Lösung besteht deshalb im Kampf dagegen, erst dann wird sich etwas ändern! Ich bin so wie ich bin und ich ändere mich doch nicht, wenn die Anderen mich nicht so behandeln, wie ich das verdiene!
 
Wer es bis hierhin geschafft hat, wird hoffentlich gemerkt haben, dass das alles NICHT sonderlich hilfreich ist. Dennoch erlebe ich es immer wieder: In der Begleitung von Vätern, im Austausch mit Müttern und einiges manchmal auch bei mir selbst. 
 
Was davon würdet ihr gern ändern? Was fällt euch dabei am schwersten? Lass’ uns zusammen anschauen, wie es BESSER gehen kann!

Carsten Vonnoh

Systemischer Berater für Väter und Organisationen