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Trennung oder neue Nähe? Zehn ehrliche Gründe, warum Eltern sich verlieren

Ich habe in meiner eigenen Geschichte und in der Arbeit mit Paaren gelernt: Trennung passiert selten von heute auf morgen. Sie beginnt leise. Mit einem Gefühl von Abstand, das sich langsam ausbreitet. Mit Gesprächen, die kürzer werden. Mit Blicken, die ausweichen. Mit. Frust & Vorwurf, der selten den richtigen Ton findet.

Und irgendwann taucht sie auf, die Frage: Ist das noch Liebe oder nur noch Verantwortung? Sind wir noch ein Paar oder nur noch ein Team, das den Alltag organisiert?

Diese Frage ist kein Zeichen von Aufgeben. Sie ist ein Weckruf, für Dich und eure ganze Familie. Und sie verdient einen ehrlichen Blick. Nicht, um Schuld zu verteilen, sondern um zu verstehen, was wirklich zwischen uns steht. In meiner Arbeit mit Vätern und Paaren tauchen immer wieder ähnliche Themen auf.

Hier sind zehn Gründe, die ich immer wieder höre, bewusst ohne Schuldzuweisung, damit wir die Dynamik und unseren Anteil daran sehen können:

1. Wir reden kaum noch miteinander.

Was zu Beginn leicht war, ist mühsam geworden. Gespräche, die früher von Neugier, Lebendigkeit oder Humor getragen waren, drehen sich heute um Termine, Tagespläne, Verantwortung. Und irgendwann geht nicht nur die Sprache verloren, sondern auch das Gefühl, gesehen zu werden. Die Pausen zwischen den Worten werden länger, der Blick für das Gegenüber stumpfer. Was bleibt, ist oft ein funktionierendes Gerüst. Schlechtes Gewissen und Überforderung. Aber das, was das Ganze einmal getragen hat, fehlt.

2. Wir verletzen uns immer wieder auf dieselbe Weise.

Es braucht nur Wort, einen Blick, einen Tonfall – und schon sind wir wieder in der Schleife. Nicht unbedingt laut, aber irgendwie respektlos. Die gegenseitigen Kränkungen treffen tief, auch wenn der Anlass banal erscheint. Was einen trifft, ist nicht das Gesagte, sondern das, was sich darin widerspiegelt: alte Vorwürfe, ungelöste Enttäuschungen, der stumme Vorwurf, dass sich nichts verändert. Und obwohl wir das alles nicht wollen, passiert es doch. Immer wieder. Und nicht selten übergeben wir dem anderen dafür die Verantwortung.

3. Wir sind Eltern, aber kein Paar mehr.

Das Leben dreht sich um die Kinder, um ihre Bedürfnisse, ihren Alltag. Und irgendwo auf diesem Weg haben wir uns aus dem Blick verloren. Wir funktionieren, irgendwie gemeinsam. Aber das, was einmal nur uns beide verbunden hat, ist kaum noch greifbar. Kein Flirten, keine Berührung, keine Gespräche über das, was euch wirklich bewegt. Was bleibt, ist eine Arbeitsgemeinschaft Familie. Und das Gefühl, dass etwas Wertvolles verloren gegangen ist. Und das ist etwas, was nicht einfach so passiert, sondern wo wir aufgehört haben, zu gestalten.

4. Ich fühle mich alleine mit allem.

Es ist nicht immer, dass der andere nichts macht. Es ist das Gefühl, mit vielem allein zu sein. Mit der Verantwortung, mit den Gedanken, mit dem inneren Stress, vielleicht auch dem Ärger und der Angst. Dass wir das Gefühl haben können, dass es niemanden interessiert, wie es mir wirklich geht. Dass es normal ist, alles zu halten, ohne Rückmeldung, ohne echtes Mittragen. Und diese Einsamkeit, während man gleichzeitig gemeinsam lebt, ist zermürbend. Und doch ein Ergebnis von dem, was wir beide bisher nicht ehrlich und klar kommunizieren konnten.

5. Unsere Gespräche enden fast immer im Streit oder im Nichts.

Die Worte sind vielleicht da, aber sie kommen beim anderen kaum an. Oder wir verstehen uns immer falsch. Es ist, als würde man in zwei verschiedenen Sprachen sprechen. Und weil das so mühsam ist, Reden wir weniger, obwohl wir wissen, dass es eigentlich mehr bräuchte. Wir sparen alles aus, was auch nur ansatzweise schwierig werden könnte. Denn Druck haben wir genug. Und unser Schweigen wird zur Schutzmaßnahme. Nur dass darunter nichts mehr gelöst wird. Es staut sich, es verengt sich. Und irgendwann gibt es kaum noch echten Kontakt. Obwohl der immer noch möglich wäre.

6. Es fühlt sich an wie Kampf statt wie Beziehung.

Wenn ich die Familienatmosphäre wirklich wahrnehme, merke ich: Alles ist angespannt. Auch wenn keiner laut wird. Es ist ein unterschwelliges Ringen um Anerkennung, um Einfluss, um Gerechtigkeit. Jede Entscheidung, jede Bitte kann als Angriff empfunden werden. Es geht nicht mehr ums Miteinander, sondern um Positionen. Und wer am meisten nachgibt, fühlt sich irgendwann nur noch klein. Was früher Leichtigkeit hatte, hat heute vielleicht eher mit Misstrauen und Überforderung zu tun. Wo können wir den Druck herausnehmen, den Kampf für einen Moment ruhen lassen?

7. Wir sind nicht mehr auf Augenhöhe.

Ob durch Kinder, unseren Beruf, Krankheit oder andere Faktoren – es hat sich etwas verschoben. Einer fühlt sich überlegen, der andere abgehängt. Oder einer schweigt, während der andere dominiert. Immer wieder sehe ich einen großen, unterschied in der Kompetenz zwischen Elternteilen. Und diese Asymmetrie nagt. Nicht, weil alles immer gleich sein muss. Sondern weil der Respekt dadurch weniger werden kann. Die Wahrnehmung des anderen als erwachsenen, gleichwertigen Menschen, nicht als Problem oder gar drittes Kind. In einer Paardynamik haben wir beide Einfluss auf unseren Platz in der Familie und den Raum des anderen.

8. Es ist kein Raum mehr für Leichtigkeit & Miteinander

Der Alltag ist nur noch getaktet, erschöpfend, funktional. Alles hat ein Ziel, eine Struktur, eine Aufgabe. Aber das Spielerische, das Überraschende, das Nicht-Zielgerichtete fehlt. Niemand scheint Kraft oder Lust zu haben, auf den anderen zu zugehen. Miteinander zu spielen, wirklich in erwartungsfreien Kontakt zu kommen. Dabei ist genau das, was so fehlt: Leichtigkeit, die Beziehung nicht belastend macht, sondern lebendig. Und wir sind es, die die Rahmenbedingungen für unseren Alltag jeden Tag bestimmen, bzw. von anderen bestimmen lassen. Wir sind es, die sich bisher nicht erlaubt haben, sich wirklich Raum für uns selbst zu nehmen, oder für uns als Paar.

9. Ich bin wütend. Und ich weiß nicht mehr genau, warum.

Die Wut ist da. Manchmal nur als Gereiztheit. Manchmal als stiller Groll. Und wenn wir ehrlich sind, richtet sie sich nicht nur gegen den anderen, sondern auch gegen uns selbst. Weil wir wissen, dass es anders sein könnte. Weil wir so vieles nicht gesagt, nicht verteidigt, nicht gefordert haben. Weil wir irgendwann aufgehört haben, uns selbst wichtig zu nehmen. Und jetzt steht all das Ungesagte zwischen uns und dem anderen. Und es ist schwer, da durchzukommen. Doch ein kleiner Moment von ehrlicher Verletzlichkeit kann neue Türen für euch öffnen.

10. Ich will einfach nicht mehr kämpfen.

Die Müdigkeit ist gerade größer als die Hoffnung. Wir haben so oft versucht, etwas zu ändern. Gespräche geführt, uns angepasst, konfrontiert, versöhnt. Und irgendwann fühlt es sich nicht mehr nach Beziehung an, sondern nach ständig Gegeneinander. Nicht immer gleich sichtbar. Aber immer kraftzehrend, meistens unfair. Und die Vorstellung von Trennung ist nicht mehr nur Bedrohung, sondern wirkt wie der letzte Versuch, wieder atmen zu können – auch wenn der Wunsch nach einem anderen Weg vielleicht noch da ist. Und wir haben eine Ahnung, dass die Gefühle, die in uns ausgelöst werden, vielleicht mehr mit unserer Vergangenheit und unseren Mustern zu tun haben, als wir uns eingestehen wollen. Und so kann der Blick auf uns selbst und aus dem Kampf heraus zugehen, ein besseres Verständnis für mich selbst, aber auch unsere Beziehung geben. Und Ansätze, ein neues Miteinander zu gestalten.


Trennung ist kein Versagen. Aber sie ist auch nicht immer die einzige Möglichkeit. Manchmal hilft es, genau hinzusehen, bevor man etwas beendet, das wir vielleicht noch nicht richtig verstanden haben. Manchmal liegt unter der Erschöpfung nicht das Ende, sondern der Wunsch, nicht mehr so weiterzumachen wie bisher. Und vielleicht ist genau das der erste Schritt in eine neue Form von Verbindung – ob miteinander oder nebeneinander.

P.S. Ich habe die Vaterherz® Masterclasses für Mütter und Väter entwickelt, um genau diese Zwischenräume wieder zu öffnen: Damit wieder Gespräch statt Kampf möglich wird. Und Klarheit statt stummem Nebeneinander. Wenn du das Gefühl hast, da ist noch etwas, das gesehen werden will, bevor du eine Entscheidung triffst, dann könnte das der richtige Ort dafür sein.

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Vätercoach, Familientherapeut und Gründer von Vaterherz®

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